sd schreef 7 november 1997 in de NRZ


Ein zärtliches Gefühl für den Heimweg

Herman van Veen gastierte zwei Abende in der Mercatorhalle


Angst habe er gehabt, sagt Herman van Veen, die Duis-burger würden ihn nicht mehr kennen. Daß seine Fans ihn auch nach dreijähriger Bühnenabstinenz schätzen, mit diesem guten Gefühl verließ dder Holländer am Mittwoch nach 2,5 abwechslungsreichen Stunden die Bühne der Mercatorhalle. Das Gros des Publikums machte sich mit einem "zärtlichen Gefühl" auf den Heimweg.

Sein neues Programm "Nachbar", mit dem er im Frühjahr noch in Südafrika auftrat, und nun zweimal in Duisburg, ist facettenreich, wenn auch nicht ohne Schwächen. Auf den Wiedererken-nungswert seiner Klassiker verzichtet van Veen fast völlig, was ihm das Publikum freilich nicht verübelte.

In seiner Muttersprache beginnt er den Abend, mit einer frechen Liebeserklärung an das "flakke Land". In den folgenden Stücken wechselt er, der Weltenwanderer, mühelos ins Deutsche, Französische, Englische. Mit seiner Analyse der deutschen Befindlichkeit im Lied "Ein nationales Erwachen" umschifft er gerade noch die Klippe des allzu Pathetischen; als er sich im Stück "Busen" der weiblichen Brust widmet ("Noch verrät die Vorderseite nichts von deiner Oberweite"), fehlt zwar das Pathetische, aber ebenso jeglicher Anspruch. Schön, daß er vor der Pause wieder die Kurve findet, hin zur melancholi schen, von seiner chansonhaften Stimme verstärkten Hommage an Jaques Brei.

Im zweiten Teil ist das Duett mit seinem Saxophonisten Nard Reijnders einer der Höhepunkte. Ein phantastisches Gesangsduell zu Texten von Erich Kästner.

Van Veens große gesangliche- Ausdrucksfähigkeit, die ihn zu einem Chansonnier der heutigen Zeit macht, verzaubert. Sein Verzicht auf eine große Band ist da von Vorteil. Neben Reijnders begleitet ihn nur noch Erik van der Wurff am Piano. Manchmal ist weniger eben mehr.

52 Jahre alt ist H.v.V-Jetzt. Singen, sagt er, will er, so lange es ihm Spaß macht - auch bei der fünften Zugabe,



sd